Was tun, wenn man plötzlich völlig hilflos am Boden liegt und die Welt über einem zusammenbricht? Was hat strenge Disziplin mit purer Lebensfreude zu tun? Wie kann ein Bruchteil einer Sekunde über Erfolg und Niederlage oder gar über Leben und Tod entscheiden? Einmal mehr bot das jährlich stattfindende SPORT Forum Aargau den Zuschauern ein Highlight nach dem anderen – unmöglich zu entscheiden, was an diesem Abend am meisten erstaunt, inspiriert und bewegt hat.


Eine meiner ersten Aufgaben bei Wylkomm bestand darin, ein Kommunikationskonzept für das SPORT Forum Aargau am 19. September 2019 zu erarbeiten. Das Ziel war, den Bekanntheitsgrad der Veranstaltung und damit die Zuschauerzahl zu erhöhen. Natürlich war ich sehr gespannt auf das Event und ich wurde nicht enttäuscht. Begeistert von den bewegenden Geschichten hinter den Sportlern, den faszinierenden Persönlichkeiten und dem im Publikum herrschenden Sportsgeist habe ich mich in die Welt des Sports mitreissen lassen. Das Sport Forum Aargau, dieses Jahr unter dem Motto «SPORT und Entscheidung – was wirklich zählt!», wurde von Regierungsrat Alex Hürzeler, Vorsteher Departement Bildung, Kultur und Sport eröffnet. Für ihn als politischen Funktionär sind Entscheidungen mit gründlicher und gewissenhafter Vorbereitung verbunden. Er berichtete von der Verantwortung der Aargauer Regierung als Wegbereiter, Förderer, Initiant und Helfer des Sports zu dienen. 

Erster Sportler des Abends war David Mzee, der uns Zuschauern einen sehr persönlichen Einblick in seine tragische und beeindruckende Geschichte gewährte.

Er berichtete von den Entscheidungen, die ihn dort hinbrachten, wo er heute ist. Begonnen bei der fatalen Entscheidung, einen Dreifachsalto zu machen, bei dem er so unglücklich stürzte, dass er fortan mit der Diagnose Querschnittslähmung leben musste, über den festen Entschluss, sich davon nicht unterkriegen zu lassen bis hin zu der Entscheidung, sein Leben auch weiterhin dem Sport zu widmen. Nur wenige Jahre nach dem Unfall ist er heute Sportlehrer, Rugby Nationalspieler und genauso ein abenteuerlustiger Sportler wie vor dem Unfall – und das alles mit grosser Leidenschaft und Lebensfreude.

Die talentierte Ruderin Pascale Walker faszinierte mit der Geschwindigkeit, mit der sie von einer absoluten  Anfängerin, die den Sport zu Beginn sogar schrecklich fand, zu einer Ruderin entwickelte, die nach nur vier Monaten erste Wettkampfsiege vorweisen konnte. Wenige Jahre später holte sie gar den Europameistertitel. Es gab einige Wendepunkte, an denen sie wichtige Entscheidungen treffen musste, wie zum Beispiel eine Profikarriere anzustreben oder im Amateurbereich zu bleiben. Ihre eiserne Disziplin ist ihre treibende Kraft, womit sie ein Vorbild an Willensstärke ist.

Der nächste Referent Christoph Kuch, Weltmeister der Mentalmagie, schien im ersten Moment nicht in die Reihe der Sportler zu passen. Doch was er bei seiner verblüffenden Darstellung geboten hat, ist Mentalsport auf höchstem Niveau. Mit seinen Tricks versetzte er uns in Erstaunen und schickte das Publikum nach einem emotionsgeladenen ersten Veranstaltungsteil in die Pause, wo es ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken gab.

Nach einem feinen Apéro riche ging es weiter mit der beeindruckenden Persönlichkeit Sepp Blatter, der als ehemaliger FIFA-Chef einen spannenden und unterhaltsamen Einblick in einige Wendepunkte seiner Karriere als Sportfunktionär gab. Auch seine Entscheidungen waren zum einen durchdacht und fundiert aber auch sein Bauchgefühl leitete seinen Weg und brachte ihn dorthin, wo er jahrzehntelang den Fussballsport massgeblich weiterentwickelte und beeinflusste.

Den Schlusspunkt der Veranstaltung machte Dani Arnold, professioneller Bergsteiger und Bergführer, der fast Unmenschliches schafft. Immer wieder stellt er sich selbst neuen Herausforderungen. In seinem Fall geht es bei Entscheidungen sogar um Leben und Tod. Denn nur ein falscher Handgriff oder Fusstritt kann verheerende Folgen haben. Da geht es um viel mehr als nur ums Gewinnen oder Verlieren. Sein mit vielen Bildern und Videos untermalter Vortrag trug dazu bei, dass man als Zuschauer fast das Gefühl hatte, mit ihm geklettert zu sein. Absolut mitreissend!

Die unendliche Diversität des Sports

Die Aneinanderreihung faszinierender Vorträge, jeder auf eine andere Art und Weise, hat mir verdeutlich, dass der Sport unendlich viele verschiedene Facetten hat. Das Offensichtliche sind natürlich die unzähligen Sportarten, die in diverse Kategorien eigeteilt werden können: Wird ein Sport im Winter, im Sommer oder ganzjährig ausgeübt? Ist es ein Mannschafts- oder Individualsport? Welches Sportgerät bzw. Hilfsmittel kommt zum Einsatz – Ball Schläger, Rad oder Ski? An welchem Ort wird der Sport ausgeübt – unter freiem Himmel, in einer Sporthalle oder im Wasser? Um welche Art des Wettkampfes handelt es sich bei einem Sport – ist es ein Kampfsport, ein Wettrennen oder ein Spiel? Kommt es auf die Zeit oder erreichte Punkte an? Ist es ein Kraft- oder Ausdauersport? Die Auflistung weiterer Kategorien könnte man noch lange weiterführen.

Sportler selbst weisen einen hohen Diversitätsgrad auf. Es spielt keine Rolle welchem Geschlecht sie angehören, wie alt sie sind, wo sie herkommen oder ob sie irgendwelche Gebrechen haben. Die Unterschiede können teilweise kaum grösser sein, wie zum Beispiel die Ballerina und der Schwergewichtboxer als plakatives Beispiel.

Die nötigen Eigenschaften von Sportlern sind auch sehr vielfältig. Während der eine besonders viel Mut und Kraft für die Ausübung seines Sports benötigt, so wie zum Beispiel Dani Arnold beim Klettern, benötigt der andere Durchhaltevermögen, mentale Stärke oder die Fähigkeit, strategisch bei seinem Sport vorzugehen.

Auch die Intensität, mit der ein Sport getrieben wird, variiert sehr stark. Sie reicht vom gelegentlichen Sporttreiben über ambitionierten Freizeitsport bis hin zum Hochleistungssport. Die Motivation für den Sport ist ebenso vielschichtig. Dem einen dient der Sport der allgemeinen Fitness und/oder der Fettverbrennung. Aber auch die Knüpfung sozialer Kontakte oder der Ausgleich zum Job stehen für manche Sportler im Vordergrund.

Auf welche Weise man im Sport involviert ist, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Betrachtung der unterschiedlichen Facetten. Insbesondere beim SPORT Forum Aargau war diese Vielfalt deutlich zu spüren. Dort traf man zum einen auf Sportler aller Ausführungsintensitäten und zum anderen auf Sportfunktionäre, wie z.B. Vereinsvorstände, politische Funktionäre, Trainer usw. Insofern war das SPORT Forum Aargau ein eindrückliches Beispiel für gelebte Diversität.

Sport macht glücklich – und der Kopf hilft mit!

Die meisten Sportler sind sich vermutlich darin einig, dass ihr Sport sie glücklich macht. Doch auch weniger Sportliche erhielten am SPORT Forum Aargau einen Tipp, wie sie glücklicher werden können. Der Mentalmagier

Christoph Kuch gab den Zuschauern einen einfachen Trick mit auf den Weg. Es handelt sich um einen simplen Gedankensport, der es einem vereinfachen soll, die Fähigkeit zu entwickeln, Glück zu empfinden. Dazu solle man sich jeden Abend fünf Situationen bewusst machen, die einen im Laufe des Tages glücklich gemacht haben. Es können auch ganz kleine, vermeintlich unwichtige Dinge sein, Hauptsache man hat in dem Moment Glück empfunden. Schon nach einer Woche verspricht er, dass man glücklicher ist. Und das mit nur ein wenig Mentalsport!

Wer auch einmal mit von der Partie sein möchte: Das nächste SPORT Forum Aargau findet am 10. September 2020 statt. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was die IG Sport Aargau zusammen mit ihren Partnern für ein Programm auf die Bein stellen werden.


Die Fotos in diesem Blog-Beitrag wurden uns freundlicherweise von Fabio Baranzini / SPORT Forum Aargau zur Verfügung gestellt.

Weiterführende Links:
SPORT Forum Aargau
IG Sport Aargau
Aargauer Turnverband
David Mzee Facebook
Pascale Walker
Christoph Kuch
Sepp Blatter Foundation
Dani Arnold

Autorin: Natalia Wannhoff